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Rückläufiger Antibiotikaeinsatz in belgischer Tiermedizin

Im Jahr 2021 weisen alle Indikatoren, die den Verkauf von Antibiotika in der belgischen Tiermedizin dokumentieren, einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr aus. Der Gesamtverkauf des Therapeutikums sowohl in der Nutz-, als auch in der Haustierhaltung war insgesamt um 8,4 Prozent rückläufig. Während der Verkauf von Colistin und Futtermitteln mit Antibiotikazusatz um 12,3 Prozent bzw. 12,9 Prozent sank, wurde im Bereich der kritischen Antibiotika ein Minus von 42,8 Prozent erzielt. Das geht aus den Zahlen des belgischen Wissenszentrums „Surveillance of Antibiotic Consumption“ (AMCRA) hervor.

Nach der 2014 verabschiedeten ersten Antibiotika-Absichtserklärung „Vision 2020“ wurde Anfang 2021 die Folgeversion „Vision 2024“ vom belgischen Föderalstaat, AMCRA und allen beteiligten Branchenpartnern für den Zeitraum 2021-2024 unterzeichnet. Dabei wurden vier wichtige Reduktionsziele bezüglich des Verkaufs von Antibiotika in der Tiermedizin definiert:

1. Gesamtverkauf der Antibiotika in der Tiermedizin (Haus- und Nutziere)
(
Ziel 2024: - 65 Prozent gegenüber 2011)
o Erreichte Reduzierung im Vergleich zu 2020: - 8,4 Prozent
o Kumulierter Rückgang: - 44,6 Prozent

2. Verkauf von Colistin
(Ziel 2024: max. 1 mg/kg Biomasse)
o Realisierung im Jahre 2021: 1,17 mg/kg Biomasse
o Erreichte Reduzierung im Vergleich zu 2020: - 12,3 Prozent
o Kumulierter Rückgang: - 75,4 Prozent gegenüber 2012

3. Verkauf von Futtermitteln mit Antibiotikazusatz
(Ziel 2024: - 75 Prozent gegenüber 2011)
o Erreichte Reduzierung im Vergleich zu 2020: - 12,9 Prozent
o Kumulierter Rückgang: - 74,2 Prozent

4. Verkauf kritischer Antibiotika
(Ziel 2024: mindestens - 75 Prozent gegenüber 2011)
o Erzielte Reduzierung im Vergleich zu 2020: - 42,8 Prozent
o Kumulierter Rückgang: - 82,9 Prozent

Für Schweine, Masthähnchen und Fleischkälber wurden spezifische Ziele festgelegt. Grundlage ist die obligatorische betriebliche Registrierung des Antibiotikaeinsatzes im nationalen Datenerfassungssystem Sanitel-Med. Bei den genannten Tierarten war der Antibiotikaeinsatz im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020, ebenso wie im Vergleich zu 2018 (dem Referenzjahr mit Einsatzzahlen), deutlich rückläufig. Bei neun Prozent bzw. 13 Prozent der Schweine- und Kälbermastbetriebe wurde ein strukturell hoher Antibiotikaeinsatz registriert. Im Bereich der Masthähnchen trifft das lediglich auf 0,4 Prozent der Betriebe zu.

In puncto Monitoring der Antibiotikaresistenzen gibt es laut AMCRA-Koordinatorin Dr. med. vet. Fabiana Dal Pozzo gute Nachrichten: „Der rückläufige Trend der Anzahl multiresistenter E. coli-Stämme von Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, setzt sich 2021 fort, ebenso wie der Rückgang der Antibiotikaresistenz gegen kritisch wichtige Antibiotika. Bei anderen Bakterien, die von Nutztieren stammen (Enterococcus faecium und E. faecalis, Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus), ist eine Stabilisierung oder ein leichter Rückgang der Resistenz festzustellen.“

  • Antibiotika-Coaching
    Bis Ende 2024 darf die Anzahl der Betriebe mit anhaltend hohem Antibiotika-Einsatz maximal ein Prozent der Gesamtzahl der Nutztierhalter ausmachen. In der AMCRA-Vision 2024 und im nationalen One-Health-Aktionsplan zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz wurde das Antibiotika-Coaching als potenzieller Weg zur nachhaltigen Veränderung des Antibiotikaeinsatzes empfohlen. Im Rahmen der Antibiotika-Absichtserklärung 2021-2024 haben sich u.a. die Qualitätssicherungssysteme von Belpork (BePork-Prüfsiegelschweinefleisch) und Belplume (gleichnamiges Prüfsiegel für Geflügelfleisch) verbindlich für das Coaching ausgesprochen. Nutztierhalter und Hoftierärzte sind angehalten, im Bedarfsfall auf das Coaching zurückzugreifen.
  • Antibiotikaregistrierung und Benchmarking in anderen Branchen
    Zusätzlich zu den ersten Initiativen, die bereits in den Lastenheften einiger belgischer Standardgeber verankert wurden, wird im Laufe dieses Jahres die Registrierung von Antibiotika, die in der Rinder- und Geflügelhaltung eingesetzt werden, in der Datenbank Sanitel-Med gesetzlich vorgeschrieben. „Dies ist ein essenzieller Schritt, um auch in diesem Bereich baldmöglichst einen rückläufigen Antibiotikaeinsatz zu erzielen“, so Dal Pozzo. Die Haustiere bleiben ebenfalls nicht außen vor: Zeitnah werden auch hier die Bedingungen für den Einsatz kritischer Antibiotika verschärft. Anhand von Schulungen und Sensibilisierungskampagnen werden nunmehr alle Beteiligten über die neuen rechtlichen Verpflichtungen und Initiativen informiert.
  • Fazit
    „Auch wenn die Ergebnisse des Antibiotikaeinsatzes und der Antibiotikaresistenz für das Jahr 2021 einen Fortschritt gegenüber dem Vorjahr ausweisen, so zeigt die Analyse der Ergebnisse nach Tierarten doch, dass bis Ende 2024 noch einige Hürden zu nehmen sind. Dabei sind Benchmarking, Identifizierung von Großverbrauchern und Coaching von Betrieben mit strukturell hohem Antibiotikaeinsatz wichtige Instrumente“, schlussfolgert die AMCRA-Koordinatorin.