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Win-Win-Situation für chinesische und belgische Behörden

Annebelle Schreiber (auf Chinesisch: 安妮) ist die neue belgische Landwirtschaftsattachée für Lebensmittelsicherheit, sanitäre und phytosanitäre Angelegenheiten (SPS). Sie bekleidet ihre Funktion seit März 2021. Ihre Aufgabe ist es, die Zusammenarbeit der chinesischen und belgischen Behörden im Agrarbereich zu vereinfachen. Fleisch spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere auch deshalb, weil Belgien seinen ASP-freien Status wiedererlangt hat.

Welche Rolle bekleiden Sie als Landwirtschaftsattachée?

Ich untersuche die potenzielle Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden und initiiere Kooperationen. Als Bindeglied kommuniziere ich direkt mit den Behörden der Volksrepublik über sanitäre und phytosanitäre (SPS) Angelegenheiten.

Da die belgischen Exporte nach China an Fahrt gewinnen, ist es wichtig, jemanden vor Ort zu haben, der sich mit der Entwicklung der Regularien und den damit einhergehenden Fragen auskennt. Wir wissen, dass in China, mehr als sonstwo auf der Welt, der direkte und häufige Kontakt zu den zuständigen Ansprechpartnern unabdingbar ist.

Werden dank Ihrer besonderen Mission die Abläufe vereinfacht?   

Ja.  Mein Engagement zielt darauf ab, die Kommunikation und den Austausch zu vereinfachen sowie den direkten Kontakt zu den lokalen Behörden zu ebnen.

Wie ist es um Ihre Erfahrungen in der Fleischwirtschaft bestellt?

2019 hat mich mein beruflicher Weg zur Belgischen Agentur für die Sicherheit der Lebensmittelkette (FASNK) geführt. Mehr als ein Jahr lang habe ich an intensiven Schulungen teilgenommen und mich mit der Rolle der FASNK in den verschiedenen Wirtschaftszweigen vertraut gemacht.  Als Begleitung von FASNK-Inspektoren konnte ich im Rahmen von Außenterminen die Theorie mit der Praxis abgleichen. Besuche von Schweinehaltungsbetrieben, Schlachthöfen und Zerlegebetrieben für Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch haben mir die Fleischwirtschaft näher gebracht.

Gemeinsam mit den FASNK-Spezialisten habe ich den technischen Anforderungen Chinas besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Wer sind Ihre Ansprechpartner?

Ich stehe in direktem Kontakt mit meinen Kollegen in Brüssel, aber auch mit dem Zollvertreter in Peking, den Wirtschaftsattachés der Belgischen Botschaft und den regionalen Vertretern.  Darüber hinaus arbeite ich mit den Vertretern der Europäischen Kommission in Peking und den Landwirtschaftsattachés anderer EU-Mitgliedstaaten in China zusammen.

Eine meiner Hauptaufgaben ist es, sicherzustellen, dass die belgischen Produkte den hohen chinesischen Hygienestandards entsprechen.

Was ist der Mehrwert für die chinesischen Behörden und Unternehmen?

Sowohl die chinesischen Behörden als wir selbst profitieren. Es war der ausdrückliche Wunsch der Chinesen, einen Ansprechpartner vor Ort zu installieren, um die Kommunikation zu erleichtern. Aufgrund meiner Anwesenheit in Peking unterstreichen wir, dass wir den guten Beziehungen zu den chinesischen Behörden besondere Bedeutung beimessen und den chinesischen Verbrauchern neue Produkte zugänglich machen möchten.

Meine Hauptaufgabe ist es, Vereinbarungen zu treffen, direkte Kontakte zu pflegen, die Hygienestandards im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass die belgischen Produkte diesen Standards entsprechen.

Das stellt auch für die Unternehmen einen Mehrwert dar. Bei der FASNK überwachen wir die Sicherheit der Lebensmittelkette und sind für die Exportzertifizierungen zuständig. Um neue Märkte für belgische Unternehmen zu erschließen, investieren wir stark in die Beziehungen zu anderen internationalen Behörden. Das ist ein wichtiger Beitrag, um das Image der belgischen Produkte zu steigern und ihnen Tor und Tür für den weltweiten Export zu öffnen.

Stimmt es, dass China kein Neuland für Sie ist?

In der Tat. Kurz vor den Olympischen Spielen in Peking habe ich Urlaub in China gemacht. Seitdem habe ich ein Faible für die chinesische Kultur. Auf meinem Rückflug in die Heimat war mir klar, dass ich eines Tages zurückkehren würde. Nach meinem Bioingenieurstudium in Belgien habe ich meinen Master in Management an der University of Science and Technology in Peking gemacht.

Damals verfügte ich lediglich über Grundkenntnisse in Chinesisch. Neben den Managementkursen nahm ich intensiven Chinesischunterricht, um mich zu integrieren und vollumfänglich am täglichen Leben und den Aktivitäten teilzunehmen. Heute haben meine chinesischen Sprachkenntnisse das mittlere Niveau erreicht und ich lerne jeden Tag hinzu.

Ich kann meine Leidenschaft für die chinesische Kultur praktizieren.

Was bedeutet Ihnen diese Rückkehr nach China?

Als Agrarattachée kann ich meine Leidenschaften mit meinem Beruf kombinieren. Meine berufliche Herausforderung selbst steht in direktem Zusammenhang mit meinem Studium und ist sehr vielfältig: Ich werde viel Zeit in der Fleischwirtschaft verbringen; zudem werde ich mich auch mit Fragen der Lebensmittelsicherheit in anderen Branchen beschäftigen.

Außerdem kann ich meine Leidenschaft für die chinesische Kultur in die Praxis umsetzen und eine reale Beziehung zu meinen chinesischen Kontaktpersonen aufbauen.

Belgien hat kürzlich den ASP-freien Status zurückerlangt. Welche Auswirkungen hat das?

Wir haben Verhandlungen mit Ländern in die Wege geleitet, die ein Embargo auf den Import von belgischem Schweinefleisch verhängt hatten, wie z. B. China. Es wird ein langer Prozess sein: Hygienestandards müssen definiert werden, Vereinbarungen müssen getroffen werden, Exportunternehmen müssen sich registrieren, Probleme mit Lieferungen von belgischem Schweinefleisch müssen mit den Zollbeamten in China geklärt werden... Ich bin überzeugt, dass es ein Mehrwert ist, vor Ort zu sein.